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In „Der Weg zur finanziellen Freiheit“ will Bodo Schäfer weitergeben, was er selbst bereits mit 30 Jahren geschafft hat: Menschen in die finanzielle Freiheit führen. Konkret für dieses Buch heißt das, den Weg aufzuzeigen, in 7 Jahren Millionär zu werden.
„Es gibt einen sicheren Weg, mit gutem Gewissen die erste Million zu erreichen - Bodo Schäfer zeigt ihn“
Das sagte die Süddeutsche Zeitung über dieses Buch. Vielversprechend. Und auch generell hatten wir hohe Erwartungen an diesen absoluten Klassiker im Bereich der Finanzbücher, von dem (Money-) Coach überhaupt in Deutschland: Bodo Schäfer. Lest hier, ob das Buch unsere Erwartungen erfüllen konnte.
Bodo Schäfer beginnt im ersten Teil seines Buches mit ein paar Grundlagen zum Thema „Money Mindset“. Er schreibt, warum eigentlich nicht mehr Menschen wohlhabend sind, darüber, dass es einen Unterschied zwischen einem Menschen mit einer Million Euro auf dem Konto und einem Millionär gibt und animiert den Leser zu untersuchen, wie er eigentlich über Geld denkt.
Besonders positiv hervorzuheben ist an dieser Stelle seine starke Betonung darauf, dass niemand anderes außer dir selbst für deine Finanzen und deinen Wohlstand verantwortlich ist.
„Aufbau von Vermögen ist unmöglich, solange wir nicht erkennen, dass wir immer verantwortlich sind. Nicht der Staat, nicht die Umstände, nicht unser Partner, nicht unsere Erziehung, nicht unsere Gesundheit, nicht unsere finanzielle Situation: Wir sind verantwortlich“
Anschließend geht es über zum Herzstück des Buches: den „praktischen Leitfaden zur ersten Million“ - wer würde das nicht lesen wollen? Dabei betont er jedoch stets, dass ein reines Besitzen oder selbst das Lesen des Buches nicht reich machen wird. Er möchte, dass Menschen mit seinem Buch arbeiten, die Lektionen verinnerlichen und die Inhalte zu einem Teil ihrer selbst machen. Von leeren Versprechungen à la „Lies nur mein Buch, dann wirst du reich“ ist hier also ein Glück nichts zu finden!
Und wie kommt man zur angekündigten ersten Million?
Dafür erläutert Bodo Schäfer in mehreren Kapiteln verschiedene Aspekte: Vom richtigen Umgang mit Schulden über Möglichkeiten zur Erhöhung des eigenen Einkommens bis hin zur Bedeutung des Sparens ist alles dabei. Auch die Themen finanzielle Sicherheit durch Notgroschen und Spenden lässt er nicht aus, was wir positiv hervorheben möchten.
„Wenn Sie die Lebensgeschichte erfolgreicher und glücklicher Menschen studieren, werden Sie immer feststellen, dass sie ihren Reichtum mit anderen geteilt haben.“
Außerdem gefällt uns seine Botschaft: „Nicht durch Ihr Einkommen, sondern durch Sparen werden Sie reich“ - Er gibt jedem das Gefühl, man muss nicht Millionen verdienen, um Millionen erreichen zu können, man muss nur vernünftig mit seinem Geld umgehen können. Ein doch eigentlich sehr realistisches und motivierendes Ziel, oder?
Aber - und jetzt kommt es leider - gibt es doch einen kleinen Haken, der der Top-Bewertung im Weg steht:
Bodo Schäfer verspricht, (auch Finanzanfängern) zu vermitteln, wie sie besser mit Geld umgehen, Reichtum aufbauen und somit in kurzer Zeit von ihren Zinsen leben können. Für das Herzstück dieses Versprechens, den Aufbau von Vermögen, benutzt er Renditen und Annahmen, die in unserer Welt wenig mit der Realität zu tun haben. Seine Berechnungen über den Aufbau von Kapital starten im Worst Case bei 8% durchschnittlicher Rendite pro Jahr, eher rechnet er mit 12-20%. Mit folgender Begründung:
„Tausende von Menschen in Deutschland machen durchschnittlich pro Jahr Investitionsgewinne von über 12%. Jede amerikanische Hausfrau würde nur müde gähnen, wenn sie von den Renditen hörte, die bei uns vielfach angeboten werden. 2-5% erzeugen in den USA allenfalls Mitleid.“
Wer sich ein wenig mit den Renditen der Börsen von denen er spricht in den letzten Jahrzehnten auseinandergesetzt hat, weiß, dass je nach Anlagezeitraum im Mittel eher 7% als Richtwert herangezogen werden. Natürlich gab und gibt es Phasen, in denen es auch mal 1-2%-Punkte mehr sind, aber auch Phasen, in denen Anleger froh waren, wenn sie bei 2-3% und nicht im negativen Bereich gelandet sind. (Und das sagen wir nicht, weil wir die Börse verteufeln wollen. Wir lieben unsere Aktien und halten sie auch nicht für gefährlich / keine Anlageberatung)
Außerdem verwirrt er im letzten Teil damit, dass er plötzlich definiert, Aktien und Aktienfonds seien gar keine Investition, sondern Spekulation, und damit für den Weg zur ersten Million gar nicht geeignet. Es sei denn, sie zahlten Dividende, dann wären sie es doch. Aber laut Bodo Schäfer gibt es schlussendlich eigentlich nur zwei „richtige“ Arten von Investitionen und zwar Immobilien und der Aufbau eines eigenen Unternehmens. Warum er dann auf den 150 Seiten davor stets über Aktien-Renditen schrieb und diese auch zur Berechnung seines Konzepts nutzte, muss man (besonders als Anfänger) dann wohl nicht mehr verstehen.
Ein "Unangreifbar" von Tony Robbins oder "Souverän investieren mit ETFs und Indexfonds" von Gerd Kommer leistet da deutlich fundiertere Arbeit, je nachdem was ihr sucht.
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Im Gegensatz zu anderen Buchbloggern hier, können wir "Der Weg zur finanziellen Freiheit" also nur teilweise „zeitlos“ nennen. Obwohl wir hier die Neuauflage in den Händen halten finden wir keinen Vermerk, keine Aktualisierung der Daten, kein Wort dazu, dass diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen sein könnten und mit moderatem Risiko quasi langfristig nie erreichbar waren. Zusätzlich einen etwas verwirrenden Ansatz darüber, was man eigentlich mit seinem Geld konkret jetzt machen sollte.
Dass der Weg zur Million mit „realistischerem Renditenniveau“ dann auf einmal deutlich länger ist, geht in dem Rahmen ziemlich unter. Heiligt der Zweck die Mittel? Wir sind zwiegespalten.⠀
Denn als schlecht kann man das Buch definitiv nicht bezeichnen. Mindset-technisch findet er die richtigen Worte und schafft es, zu motivieren. Und gut schreiben und den Leser abholen kann Schäfer allemal. Vor dem Hintergrund könnte man das Buch sicher besser bewerten.
Wir haben von vielen die Rückmeldung erhalten, dass das Buch für sie zum Einstieg perfekt war und gar nicht so auf die Zahlen geachtet wurde (vielleicht haben die hohen Renditen unterbewusst sogar noch mehr motiviert). Kann man einem solchen Autor, der als Experte, als Money Coach bekannt ist, dann solche Aussagen nachsehen? Das muss wohl jeder für sich selbst herausfinden.
„Wissen Sie, was die meisten Menschen davon abhält, das Leben zu leben, von dem sie träumen? Geld, schlicht und einfach Geld.“
Dazu kommt, dass die knapp 270 Seiten als Taschenbuch bereits für 9,90€ erhältlich sind (z.B. hier auf Amazon*), was in unseren Augen ein wirklich absolut mehr als fairer Preis ist. In den Sand gesetzt ist das Geld also definitiv nicht, wenn ihr auf ein paar Dinge achtet.
Unser Fazit:
Lesen, wenn euch zum Anpacken eurer Finanzen noch der Ansporn und das richtige Money-Mindset fehlen, aber eher liegen lassen, wenn ihr konkrete Anlagestrategien oder Tipps erwartet, wie ihr wirklich mehr (aus eurem) Geld machen könnt. In jedem Fall die Zahlen bitte reflektiert betrachten und - wie immer - selbst realistisch hinterfragen und nicht bloß hinterherlaufen.
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