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„Ich kann machen was ich will, ich habe nie Glück im Leben.“ oder „Das liegt bei uns einfach in der Familie.“
Solche und ähnliche Glaubenssätze navigieren viele von uns durch den Alltag. Sie sind häufig hilfreich und gute Orientierung, manchmal vielleicht aber auch nur lästige Gewohnheit, der wir uns nicht bewusst sind, die aber zu Streit, Unmut oder Frust führt. Schlimmstenfalls stehen solche Glaubenssätze dann unserer eigenen Entwicklung und unserem Glück im Weg.
Um genau das zu vermeiden, hat Nicole Truchseß das Buch „Glaubenssätzen auf der Spur“ geschrieben, in dem sie erläutert, wie wir unsere eigenen Glaubenssätze identifizieren, bewerten und ändern können.
Unter der Fragestellung „Welche Hirngespenster spuken in Ihrem Kopf herum?“ führt Nicole uns mit Hilfe vieler theoretischer Erläuterungen und praktischer Übungen durch eben jene Glaubenssätze, die uns nicht oder nicht mehr guttun. Diese nennt sie „Hirngespenster“. Ziel des Buches ist, dass der Lesende identifizieren lernt, welche Hirngespenster sein Leben dominieren und einschätzt, welche davon ihn weiterbringen oder eben auch zurückhalten, um entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Dafür beginnt Nicole damit, typische Glaubenssätze und auch eine mögliche 1. Hilfe gegen sie zu beschreiben. So manch ein Lesender erkennt sich so vielleicht bereits beim Opfer-, Sklaventreiber- oder Oberlehrer-Hirngespinst mit typischen Aussagen wie „Immer auf die Kleinen!“ (Opfer), „Im Leben kriegst du nichts geschenkt!“ (Sklaventreiber) oder „Eine gute Mutter arbeitet nicht!“ (Oberlehrer).
„In unserem Alltag wimmelt es von Glaubenssätzen. Das lässt sich kaum vermeiden, denn wir können nicht immer und jederzeit alles kritisch hinterfragen und sorgfältig prüfen.“
Aber wie entstehen eigentlich Glaubenssätze, wie wirken sie, was bieten sie uns und in welchen Situationen sind wir besonders anfällig für sie? Auf all diese Fragen gibt Nicole Antworten. Sie beschreibt, dass Verallgemeinerungen notwendig sind und uns eine Orientierung im Alltag bieten. Ohne Glaubenssätze müssten wir ständig über alles und jeden nachdenken, was uns häufig überfordern würde, denn unser Gehirn ist von Natur aus auf Energiesparen ausgelegt. Die Lockmittel der Glaubenssätze sind also Bequemlichkeit, Gewohnheit und Sicherheit in einer komplexen Welt.
Dennoch: Solche Verallgemeinerungen sind natürlich nicht in jeder Situation gut für uns. Die falschen Glaubenssätze können uns einschränken und in unserer persönlichen Entwicklung aufhalten. Nichtsdestotrotz sorgt das Phänomen der selektiven Wahrnehmung dafür, dass wir Ereignisse, die diese negativen Glaubenssätze bestätigen, stärker wahrnehmen, als solche, die ihnen widersprechen könnten. „Dagegen kann ich eh nichts tun“ ist eine gute Ausrede für die Anstrengung, die es erfordern würde, bewusst darüber nachzudenken, ob die Verallgemeinerung, die den Glaubenssatz bestimmt, eigentlich so richtig ist.
„Hirngespenster lieben solche selbsterfüllenden Prophezeiungen: Situationen, in denen wir erst durch unser Verhalten das bewirken, was wir uns zuvor eingeredet haben.“
Häufig wurden solche tiefsitzenden Glaubenssätze bereits in der frühen Kindheit geprägt, es gilt also, Ursachenforschung zu betreiben! In der zweiten Hälfte des Buches bietet Nicole dafür 22 Übungen an, um die eigenen negativen Glaubenssätze aufzuspüren, zu hinterfragen, auszubremsen, Gegenbeweise zu suchen und schließlich abzulegen.
Das Buch ist also nach der theoretischen Einleitung eher ein Arbeits- und Übungsbuch, als ein reines Sachbuch, das großartig gelungen ist! Es ist zwar mit ca. 170 Seiten relativ kurz, bietet aber mehr als genug Fläche für eigene Notizen und das Durchführen der Übungen. Dabei ist es extrem hochwertig, nicht nur in der Gestaltung, sondern auch im Inhalt - Ganz, wie man es vom Gabel-Verlag gewohnt ist.
Was mir nicht so gut gefallen hat, war, dass sich trotz des geringen Umfangs Sachverhalte teils etwas gedoppelt haben. Das Gelernte wird dadurch aber natürlich noch stärker gefestigt.
Auch liegt der Fokus, vermutlich aufgrund von Nicoles eigenem Hintergrund, in den theoretischen Ausführungen und Praxisbeispielen teils stark auf den Themen Glaubenssätze als Mutter und im Vertrieb. Ich kann mich mit beiden Rollen (noch) nicht identifizieren, weswegen diese Abschnitte eher weniger relevant für mich waren. Das hat man zwar immer mal, aber da das Buch sich auch nicht explizit an Vertriebler oder Eltern richtet, hat das Thema meiner Meinung nach dennoch etwas Überhand genommen. Alles in allem ist das aber Kritik auf sehr hohem Niveau und ich kann das Buch vorbehaltlos weiterempfehlen, wenn auch ihr euch stärker mit euren eigenen Glaubenssätzen beschäftigen möchtet. Mehr Lektüre als dieses Buch dazu wird dann in den seltensten Fällen notwendig sein. Ein gelungener Rundumschlag!
Das Buch erhaltet ihr für nur 19,90€ z.B. hier direkt bei amazon. Mit dem Link unterstützt ihr unsere Arbeit etwas, was uns natürlich sehr freut. Genauso freuen wir uns aber selbstverständlich, wenn ihr den lokalen Buchhandel unterstützt!
„Mit Hirngespenstern ist es ein wenig wie mit der Gartenpflege: Kaum hat man alles erledigt, gibt es irgendwo etwas Neues zu tun. Auch ein „gut gepflegtes“ Gehirn müssen wir regelmäßig von gedanklichem Unkraut befreien."
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Der Text verwendet wegen der besseren Lesbarkeit nur die männliche Bezeichnungen; selbstverständlich sind damit auch alle anderen Geschlechter angesprochen, männlich, weiblich und divers.
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