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Man stolpert immer wieder über Bücher, die man als wahre Meilensteine ihres Themengebiets bezeichnen muss. „Intelligent Investieren“ von Benjamin Graham gehört ohne jeglichen Zweifel dazu.
Seit seinem ersten Erscheinen im Jahre 1949 ist das Buch von unzähligen Lesern und Investoren als das grundlegendste und wichtigste (und meistverkaufte) Werk zum Thema Value Investing bezeichnet worden. Es diente über die Jahre nicht nur als Grundlage für unzählige weitere Bücher über das Thema, sondern hat auch bei genauerer Betrachtung dafür gesorgt, dass sich das Value Investing als Anlagestrategie etabliert hat. Was Value Investing überhaupt ist und warum diese „Bibel des Investierens“ so zu empfehlen ist, erfährst du in dieser Rezension.
„Die erste Auflage dieses Buches las ich Anfang 1950, als ich 19 Jahre alt war. Damals hielt ich dieses Buch mit Abstand für das Beste, das jemals über Kapitalanlage geschrieben wurde. An dieser Meinung hat sich bis heute nichts geändert.“
Um mit dem Leser eine gemeinsame Wissengrundlage zu schaffen, liefert Graham in „Intelligent Investieren“ einleitend erst einmal eine Definition, was einen Investor von einem Spekulanten unterscheidet. Dabei wird ein passiver Investor (jemand, der durch Indexfonds dem Verlauf des Marktes folgt) von einem aktiven Investoren, jemandem der bestimmte Aktien heraussucht, mit denen er/sie versucht, eine Überrendite zum Markt zu erzielen, abgegrenzt. Dieses sei laut Graham möglich, wenn man mit genügend Zeit und Aufwand unter Verwendung der Fundamentalanalyse die richtigen Aktien auswählt.
Der Grundgedanke des Value Investings ist, dass es an der Börse zu jedem Zeitpunkt überbewertete und unterbewerte Aktien gibt.
Laut Graham gilt die Markteffizienzhypothese nicht zu jedem Zeitpunkt in jeder Branche. Ziel des Value-Investors ist es demnach, Aktien per fundamentaler Analyse zu finden, deren innerer Wert über ihrem Kaufwert liegen, diese zu kaufen und zu warten, bis der Markt seinen Fehler korrigiert und sich der Preis der gekauften Aktie wieder an ihren inneren Wert angleicht.
Je größer die Differenz zwischen innerem Wert und Preis der Aktie ist, desto größer ist die margin of safety des Investors und desto höher sein potentieller Gewinn. Grundlage dafür, die entsprechenden Aktien zu finden, sind laut Graham eine zeitintensive Aktienrecherche und eine genaue Auswertung der fundamentalen Kennzahlen der entsprechenden Unternehmen.
„Ein Investment liegt immer dann vor, wenn nach einer gründlichen Analyse in erster Linie Sicherheit und erst im Anschluss daran eine zufriedenstellende Rendite steht.“
Graham sagt also deutlich, dass es möglich ist, langfristig aktiv den Markt zu schlagen. Dies steht nicht nur im Gegensatz zu den Hauptargumenten passiver ETF-Investoren, sondern bildet auch nicht die Realität von vielen aktiv gemanagten Fonds ab, die es in über 95% der Fälle nicht schaffen, langfristig ihre Benchmark zu schlagen.
Wie Dimson, Marsh und Staunto in ihrer 2002 durchgeführten Studie „Triumph of the optimists: 101 years of global investment returns” jedoch zeigen konnten, ist ein korrekt durchgeführtes Value Investing mit einer entsprechend aufwendigen Fundamentalanalyse eine Anlagestrategie, mit der es langfristig möglich ist, die Marktrendite zu schlagen. Auch wenn das Anhänger der Chartanalyse oder des Yolo-Investings nicht gerne hören werden, hat die Untersuchung sogar gezeigt, dass es die einzige Anlagestrategie war, die dies langfristig konnte. Graham liegt also richtig, betont aber auch an vielen Stellen, wie zeitintensiv diese Form des Investierens ist.
Die grundlegende Auseinandersetzung – ja fast Defintion – einer bis heute erfolgreichen Anlagestrategie ist einer der Hauptgründe, warum „Intelligent Investieren“ nichts von seinem Wert verloren hat.
Das Buch vermittelt die zeitlose Philosophie der Anlage in Wachstumswerte, die Anlegern analytisch dabei helfen soll, langfristige Gewinne an der Börse zu erzielen. Auch wenn viele der von Graham verwendeten Beispiele dabei natürlich nicht mehr aktuell sind, so ändert sich dadurch nicht die Richtigkeit der vermittelten Prinzipien.
„Man hat weder Recht noch Unrecht, weil andere derselben Meinung sind. Man hat Recht, weil die Fakten stimmen und die Überlegungen folgerichtig sind.“
Unser Fazit:
„Intelligent Investieren“ ist eine wahre Pflichtlektüre für alle, die sich für das Investieren oder die Börse interessieren und die eigene Investorenkarriere bereits gestartet haben. Das Buch beschreibt nicht nur ein System, mit dem es möglich ist, langfristig den Markt zu schlagen, sondern beschreibt auch grundlegende Zusammenhänge des Börsengeschehens, weswegen auch der passive Investor noch etwas dazu lernen kann.
Auch wenn wir glauben, dass die Lektüre des Buches bei den meisten Lesern nicht dazu führen wird, dass mehr Privatanleger zu Value Investoren werden, finden wir es wichtig, dass Graham in seinem Buch nicht nur zeigt, dass es möglich ist, den Markt zu schlagen, sondern auch wie. Dass die Grundlage dafür nicht Meinungen oder Empfindungen, sondern wissenschaftlich fundierte Grundlagen sind, gefällt uns als Freunden von empirisch begründeten Aussagen besonders.
Von „Intelligent Investieren“ abraten würden wir dir, falls nur noch kein anderes Buch zu den Themen Investieren oder Börse gelesen hast. Dann würden wir dir definitiv raten, vorher noch ein bis zwei Einsteigerbücher zu lesen, bevor du dieses Buch zu Hand nimmst, z.B. "Einfach nicht arm sterben" von Rene Isau oder "Souverän Investieren mit ETFs und Indexfonds" von Gerd Kommer. Stöbere dazu gerne hier durch unsere Finanz-Kategorie!
Über den Autor:
Benjamin Graham war ein einflussreicher US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Investor. Er gilt als Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse, die als Basis für das Value Investing gilt. Ab 1932 war Graham Teil der Graham-Newman Partnership (eines Vorläufers des heutigen Investmentfonds). Im selben Jahr begann er auch an der Columbia Universität zu unterrichten, was er bis zu seinem Rückzug aus der Geschäftswelt beibehielt.
Bis zur Auflösung der Graham-Newman Partnership im Jahr 1956 erwirtschaftete die Gesellschaft eine durchschnittliche jährliche Rendite von 17%, was den Gesamtmarkt bei Weitem schlug. Einer seiner bekanntesten Schüler ist gleichzeitig einer der reichsten lebenden Menschen auf dieser Welt: Warren Buffett.
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